“Organspende und Transplantation – im Brennpunkt zwischen Medizin, Ethik und Recht”
Ein Projekttag der MFA-Abschlussschülerinnen und -schüler am Transplantationszentrum der Universitätsklinik Großhadern
Wie gelingt es, Schülerinnen und Schülern einen praxisnahen Einblick in das komplexe Spannungsfeld von Organspende und Transplantation zu geben? Mit spannenden Vorträgen an einem außergewöhnlichen Lernort – und die MFAs der 12. und 13. Klassen mit ihren Lehrkräften waren dabei.
Der Tag begann mit einer allgemeinen Einführung in die Thematik durch Prof. Dr. Arbogast, der seit 1987 am Klinikum der Universität München – Großhadern als Transplantationschirurg tätig ist. Er erläuterte die Grundbegriffe und ging dabei auf das Hauptproblem der Organspende in Deutschland ein: Es ist nicht der medizinische Fortschritt, hier sind die Transplantationszentren in Deutschland sehr gut aufgestellt. Es fehlt an Organen! Pro 1 Million Einwohner gibt es nur 10 Organspender. Viele Patienten, die auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen, sterben. So wartet man in Deutschland durchschnittlich 8,9 Jahre auf eine Nierentransplantation. Das liegt vor allem an den hohen rechtlichen Hürden und der aktuellen „erweiterten Zustimmungslösung“: Nur wer ausdrücklich zu Lebzeiten einer Organspende zustimmt oder dessen Angehörige nach dem Tod einwilligen, kommt als Spender in Frage.
Zu diesen rechtlichen Rahmenbedingungen referierte Katharina Höfling vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention. Sie erklärte Zuständigkeiten, Entscheidungs- und Mitwirkungsrechte sowie aktuelle Entwicklungen. Dabei versuchte sie, die Teilnehmenden für das Spannungsfeld zwischen dem Recht auf Leben (Organempfänger) und dem postmortalen Persönlichkeitsrecht (Organspender) zu sensibilisieren. Die Juristin ging auch auf die aktuelle Gesetzesinitiative des Bundesrats zur sogenannten Widerspruchslösung und die Novellierung der Lebendspende ein.
Frau Dr. Susanne Schmidt von der Deutschen Stiftung Organtransplantation schilderte anschließend die medizinischen Voraussetzungen, den Verfahrensablauf von der Einschätzung bis zur Organentnahme und die ethischen Abwägungen, die im Praxisalltag auftreten. Hier stand die Transparenz des Prozesses im Vordergrund, um Vorurteile abzubauen und das Thema mehr in die öffentliche Diskussion zu rücken.
Ein weiterer Höhepunkt des Tages war der Vortrag von Prof. Dr. Arbogast zu den Meilensteinen der Organtransplantation. Dabei wurden historische Eckpunkte, medizinische Durchbrüche und deren Bedeutung für die heutige Versorgung erläutert.
Sehr spannend war der Erfahrungsbericht eines Patienten, bei dem bereits zwei Nierentransplantationen in Großhadern durchgeführt wurden. Die interessierten Zuhörer konnten Fragen stellen und bekamen ehrliche Antworten: Ängste, dass der Körper das Spenderorgan abstößt, das lange Warten auf die Transplantation, das lebenslange Einnehmen von Medikamenten, die Belastung für die Familie.
Als Abschluss präsentierte Professor Dr. Arbogast einen Film einer Herztransplantation an der Universitätsklinik Großhadern. Der Film begleitet einen Patienten während des gesamten Spendeprozesses und zeigt die extreme Arbeitsbelastung der beteiligten Chirurgen und des gesamten OP-Teams.
Die MFAs waren sehr beeindruckt von den Vorträgen und der Uniluft, die sie im Hörsaal der Uniklinik schnuppern durften.
Die MFA-Abschlussklassen mit ihren Klassenleiterinnen Katharina Müller, Andrea Melzer, Carmen Loibl und Karin Schultze sowie Luisa Pfannes und Eva Schatz bedanken sich sehr herzlich beim Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention und bei der Uniklinik Großhadern für die Einladung und die gelungene Planung dieses Projekttags.
Eva Schatz
Fachbetreuerin Gesundheit I/Wirtschaft